Zuhause eine kleine Dunkelkammer einrichten

Text und Fotos: Ralf Bräutigam  – Ersterscheinung des Beitrags: 22.07.2024

 

Dunkler Raum ist in der kleinsten Hütte

In der letzten Zeit erlebt die analoge Schwarz-Weiß Fotografie eine Renaissance. Zum Glück sind auch noch alle Materialien erhältlich, die man für die Film- und Fotoentwicklung benötigt. Denn neben dem Fotografieren an sich ist die Arbeit in der Dunkelkammer eine wunderbar entschleunigende Freizeitbeschäftigung. Es gibt aber nicht viele Fotolabore, in die man sich einmieten kann. Die Lösung ist, sich zuhause ein Fotolabor einzurichten, um diesem schönen Hobby jederzeit nachgehen zu können.

Wo wird die Dunkelkammer eingerichtet?

Eine Dunkelkammer kann auf kleinstem Raum eingerichtet werden. Es reicht schon eine kleine Gästetoilette, ein Badezimmer oder eine Ecke im Keller. Wie der Name schon sagt, ist die wichtigste Eigenschaft einer Dunkelkammer, das sie lichtdicht ist.

Ein Raum ohne Fenster ist ideal. Es ist aber überall möglich, mit Verdunklungsvorhängen, Pappe und Klebeband die Fenster abzukleben und Lichtlecks unter den Türen abzudecken. Der Dunkeltest: Wenn der Raum abgedunkelt ist, schaltet man das Licht aus und wartet eine Zeit lang. Wenn die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben erkennt man so auch die kleinen Lichteinfälle.

Für einige Geräte wird Strom benötigt, und idealerweise gibt es im Raum eine Entlüftung über einen Abluftventilator. Ansonsten sollte der Raum, wann immer möglich, geöffnet werden. Fließendes Wasser ist praktisch, aber nicht unbedingt erforderlich.

In einer Dunkelkammer gibt es zwei unterschiedliche Bereiche:

  • Eine „nasse“ Seite, auf der mit Chemikalien, Wasser und Verarbeitungsmaterialien gearbeitet wird.
  • Eine „trockene“ Seite für Filme, Papier und andere Geräte.

Wenn der Platz begrenzt ist, versucht man einfach, nass und trocken so weit wie möglich zu trennen.

 

Welche Ausstattung ist nötig und wie viel Platz wird gebraucht?

Die benötigte Ausrüstung kann man oft auf dem Gebrauchtmarkt finden. Sie wird auch im Fachhandel angeboten und einiges kann improvisiert werden.

Das wichtigste Gerät im „trockenen“ Bereich des Fotolabors ist der Vergrößerungsapparat. Ein Vergrößerer hat in etwa eine Grundfläche von 60 x 40 cm und ist ungefähr 80 cm hoch.

Ein Vergrößerer mit Labortimer, Rotlicht, Fotopapier und Schwarzweiß-Negativen

 

In der Dunkelkammer wird mit Rotlicht gearbeitet. Das Fotopapier ist auf schwaches rotes Licht unempfindlich. Deshalb kann man es beim Belichten des Schwarzweiß-Fotopapiers als Arbeitsbeleuchtung nutzen.

In der Nähe des Vergrößerers wird auch das Fotopapier aufbewahrt, idealerweise in einer Schublade oder einem Schrank.

Um die Filme zu entwickeln, wird eine Entwicklerdose benötigt. In diesen Dosen können die Filme bei Tageslicht entwickelt werden. Nur das Einspulen und Einsetzen der Filme in die Dose muss bei absoluter Dunkelheit stattfinden. (Tipp: Improvisierte Dunkelkammern haben erfahrungsgemäß trotz aller Anstrengung immer wieder kleine Lichtlecks. Daher lohnt sich eventuell für das Einspulen der Filme die Anschaffung eines Dunkelsacks). Für die Arbeit mit dem Fotopapier ist es nicht ganz so tragisch, wenn es mal einen kleinen Lichteinfall gibt, weil sich beispielsweise das Klebeband unten an der Tür gelöst hat.

Filmentwicklungsdose mit Achsrohr, zwei Negativspulen und Deckel

 

Auf der „nassen“ Seite wird Platz für drei Laborschalen und ein Wasserbad benötigt. Notfalls kann der Nassbereich auch auf den Boden verlagert werden. Es gibt Laborschalen in den verschiedensten Größen. Erfahrungsgemäß sind für den Anfang drei Schalen in den Größen 24 x 30 cm gut geeignet. Zusätzlich braucht man noch eine größere Schale oder Schüssel für das Wasserbad, wenn im Raum kein Waschbecken zur Verfügung steht.

Für jedes der drei Chemiebäder benötigt man eine Laborschale, eine Fotozange, einen Messbecher und eine kleinere Mensur.

 

Eine Leine oder Wäscheständer und Wäscheklammern, um die fertigen Abzüge zum Trocknen aufzuhängen, sollte auch mit eingeplant werden.

 

Welche Materialien und Geräte müssen angeschafft werden?

 

  • Filmentwicklungsdosen: Diese Dosen enthalten ein Achsrohr und Spulen, in denen die Filme eingespult werden. Sie sind gebraucht über EBay erhältlich. Teilweise gibt es sie auch neu im Fachhandel.
  • Vergrößerer mir Zeitschaltuhr: Das ist sicherlich die größte Investition. Hier lohnt es sich, den Gebrauchtmarkt zu beobachten und nach einem Kleinbildvergrößerer Ausschau zu halten. Am verbreitetsten sind Geräte der Marken Durst, Kaiser, Revue und Meopta. Vor dem Kauf darauf achten, dass das Gerät auch das gewünschte Negativformat – in der Regel Kleinbild (24 x36) – verarbeiten kann.
  • Rotlicht: Im Fachhandel sind Laborlampen erhältlich. Für den Anfang tut es aber auch ein batteriebetriebenes Fahrradrücklicht (Tipp: mit einer roten Stirnlampe ist das Licht immer da, wo es gebraucht wird und man hat die Hände frei).
  • Laborschalen: Man benötigt drei Schalen für Entwickler, Stoppbad und Fixierer. Diese auch so beschriften, um eine Verwechslung zu vermeiden. Sollte kein Waschbecken für das Wasserbad vorhanden sein, kann alternativ ein Plastikwanne genommen werden.
  • Chemiekonzentrat: Für die Papierentwicklung muss man zumindest Entwickler und Fixierer im Fachhandel kaufen. Das Stoppbad kann auch mit Essigessenz selbst angemischt werden. Bei der Filmentwicklung braucht es zum Film passende Entwickler und Fixierer. Gestoppt wird mit Wasser. Hilfreiche Infos hierzu auch bei www.devitapp.org
  • Messbecher und Mensuren: Gut geeignet sind drei 1000ml Messbecher mit Milimeter-Skala sowie drei kleinere Mensuren mit max 100ml. Idealerweise werden für Entwickler, Stopper und Fixierer extra Messbecher und Mensuren verwendet. Diese auch so beschriften, um eine Verwechslung zu vermeiden.
    Zudem sind noch ein bis zwei weitere 1 Liter Messbecher für Wasser hilfreich.
  • Thermometer: Es wird ein Labortermometer benötigt, um die Chemikalientemperatur zu kontrollieren.
  • Fotozangen: Um das Papier in den Bädern zu handhaben, empfiehlt es sich für das Entwicklerbad, das Stoppbad und das Fixierbad spezielle Fotozangen zu verwenden. Diese auch so beschriften, um eine Verwechslung zu vermeiden. Wer keine Laborzangen hat, kann sich auch anderwertig mit Pinzetten, Wäschklammern oder anderen Gerätschaften behelfen. Ungeschützt sollte man nie in die Chemie langen. Für das Wasserbad kann man natürlich die Hände nehmen.
  • Fotopapier: Am besten ist für den Einstieg Multigrade PE Papier geeignet.

 

Bezugsquellen

Gebrauchte Geräte, Zubehör und Materialien findet man auf Flohmärkten und Gebrauchtbörsen wie Ebay oder Kleinanzeigen.de.

Neuware wird über den Online-Fachhandel bezogen. Zum Beispiel über www.macodirect.de,www.fotobrenner.de oder www.fotoimpex.de oder einen anderen Anbieter.

 

Und hier der Beweis, dass es auf kleinstem Raum funktioniert

Die erste Dunkelkammer des (noch jungen) Autors im Gäste WC. An den beiden Wänden waren Holzleisten montiert, auf die quer ein Brett gelegt wurde. Auf diesem stand der Vergrößerer und die Entwicklerwanne. Die Vorbereitungszeit mit Abkleben des Fensters betrug ungefähr 30 Minuten. Trennung nach nass und trocken war nur bedingt und vertikal möglich.

  1. Vergrößerer
  2. Entwicklerschale mit Mensur
  3. Stoppbad auf dem Toilettendeckel
  4. Fixierbad auf dem Hocker
  5. Waschbecken für das Wasserbad
  6. Entwicklerdose
  7. Chemiekonzentrat
  8. Leine für die fertigen Bilder
  9. Fotopapier im Schrank

 

Ein angenehmer Nebeneffekt: Eine Dunkelkammer einzurichten ist DER Ansporn, endlich mal den Keller aufzuräumen oder die Gästetoilette neu zu gestalten.

 

Zum Autor dieses Beitrags: Der Dokumentarfilmer und Kulturpädagoge mit Schwerpunkt Fotografie Ralf Bräutigam führt regelmäßig Foto- und Videoprojekte mit unterschiedlichen Zielgruppen durch und betreut mehrere Dunkelkammern. Mehr zu seiner Arbeit unter https://morado.info/

 


 

Wer jetzt die Dunkelkammer fertig eingerichtet hat, kann gleich weitermachen:

Filmentwicklung – Step by Step Anleitung

Dev it! DIE Filmentwicklungsapp!

 

Schwarzweißfotos im eigenen Labor vergrößern

Jul 22nd, 2024 | By | Category: Anleitungen, Hardware, Labor und Experimente

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