Schwarzweißfotos im eigenen Labor vergrößern

Eine Anleitung von Oliver Spalt (18.08.2017)

 

Negativ wird positiv: Die Schwarzweiß Bildentwicklung

1. Vorbereiten der Chemikalien und Geräte

Um die eigenen Negative zu vergrößern braucht man eine Dunkelkammer mit Rotlicht, ein Vergrößerungsgerät, eine Glasscheibe, Fotopapier, Papierentwickler, Stoppbad, Fixierbad, drei Fotozangen, mindestens drei Schalen (Laborwannen) und viel Wasser.

Als Grundaustattung braucht man einen schwarzweiss-Vergrößerer mit Zeitschaltuhr und ein Dunkelkammer-Rotlicht

Als Grundaustattung braucht man einen Schwarzweiss-Vergrößerer mit Zeitschaltuhr und ein Dunkelkammer-Rotlicht.

Zuerst setzt man Entwickler (E), Stopper (S) und Fixierer (F) an. Das Mischverhältnis steht in der Beschreibung der Chemikalien. Dort finden sich auch Angaben zu den Verarbeitungszeiten. Die Temperatur sollte etwa 20 °C betragen. Die Arbeitsverdünnungen kommen jeweils mit einer eigenen Zange in eine Schale und werden in der Verabeitungsreihenfolge nebeneinander gestellt (E – S – F). Die vierte Schale bildet das Wasserbad. Optimal ist hier ein Waschbecken mit ständig fließendem Wasser. Wenn das nicht vorhanden ist, tut es auch eine große Wanne.

Neben dem schwarzweiss-Fotopapier braucht es noch Chemikalien für das Entwicklerbad, das Stoppbad sowie das Fixierbad. Zudem sind Laborzangen und Laborwannen hilfreich.

Neben dem schwarzweiss-Fotopapier braucht es noch Chemikalien für das Entwicklerbad, das Stoppbad sowie das Fixierbad. Zudem sind Laborzangen und Laborwannen hilfreich.

Bei Rotlicht und nur bei Rotlicht darf das Fotopapier aus der Packung genommen werden. Bei normalem Licht wird es sofort belichtet und damit unbrauchbar! Nach Herausnehmen des benötigten Papiers das restliche Papier immer wieder einpacken.

2. Einlegen des Negativs

Zuerst überprüfen, ob das Negativ sauber und staubfrei ist. Staub mit Druckluft oder einem fuselfreien Tuch entfernen. Fingerabdrücke auf der glatten Seite des Negativs können vorsichtig wegpoliert werden (nie auf der matten Seite polieren!). Im schlimmsten Fall muss das Negativ mit Netzmittelbad gewaschen werden (dann gut wässern und trocken föhnen).

Das Negativ wird in die Bildbühne am Vergrößererkopf eingelegt. Dort natürlich auch auf Sauberkeit achten (vor allem, falls Glasbühnen verwendet werden). Das Negativ sollte auf dem Kopf stehen aber nicht spiegelverkehrt sein (Kontrolle: die Zahlen sind lesbar und die glatte Schicht ist oben).

Das Objektiv voll aufblenden (hellstes Bild). Mittel eines Fotopapiers bei Rotlicht die Bildgröße und die Schärfe einstellen.

Dann ca. zwei Blenden abblenden (das Bild wird dunkler). Die Abbildungsleistung des Objektives ist bei den mittleren Blendenwerten am besten.

Wenn es sich um einen Multigrade Vergrößerer handelt, die Gradation 3 (=normal) einstellen. (Näheres dazu unter „8. Papiergradation“)

3. Ermitteln der Belichtungszeit

Zuerst gilt es, die gewünschte Belichtungszeit zu ermitteln. Dies geschieht am einfachsten mittels einer Belichtungstestreihe. Dazu sind bei Rotlicht folgende Schritte notwendig:

  • Beim Vergrößerer den Rotfilter vorschieben und die Zeitschaltuhr auf Dauerlicht stellen.

  • Ein Blatt Fotopapier auf die Arbeitsfläche unter die Glasscheibe legen. Die Bildseite (meistens glatter als die Rückseite) ist natürlich oben.

  • Die Scheibe über das Papier legen.

  • An der Zeitschaltuhr des Vergrößerers 3 Sekunden einstellen.

  • Dauerlicht aus – Rotfilter weg – eingestellte Zeit ablaufen lassen. Das gesamte Papier hat jetzt 3 Sekunden Licht „gespeichert“.

  • Einen lichtdichten Karton so auf die Scheibe legen, dass nur noch ca. 2 cm Fotopapier sichtbar sind. Wieder die eingestellte Zeit laufen lassen. Der jetzt sichtbare Bereich hat 3+3 Sekunden gespeichert. Der restliche Bereich des Fotopapiers hat immer noch die ursprünglichen 3 Sekunden.

Für die Testreihe wird ein Teil des Fotopapiers abgedeckt.

Für die Testreihe wird ein Teil des Fotopapiers abgedeckt.

  • Den Karton ca 2 cm weiter rutschen. Wieder belichten. Jetzt hat das Papier Belichtungszeiten von 3, 6 und 9 Sekunden gespeichert.

  • Diesen Schritt so lange wiederholen, bis nur noch 2 cm zugedeckt bleiben.

  • Dann das Papier entwickeln

4. Entwicklung des belichteten Papiers

Das belichtete Fotopapier in den angesetzten Entwickler geben. Das Papier sollte sofort vollkommen im Entwickler schwimmen. Am besten mit der Entwicklerzange das Papier einmal nach unten drücken. Die Schale sollte ab und zu leicht bewegt werden, damit immer wieder frischer Entwickler an die Papieroberfläche kommt. Nach Ende der Entwicklungszeit (siehe Beschreibung des Entwicklers) das Papier mit der Zange an einem Eck greifen, über die Wanne halten und die Chemie abtropfen lassen.

Das Papier immer gut abtropfen lassen.

Das Papier immer gut abtropfen lassen.

Dann das Papier über die Schale mit dem Stoppbad halten und hinein fallen lassen. Nie mit einer Zange von einem Bad in das andere gehen (sonst verbraucht sich die Chemie schneller). Ebenfalls die erforderliche Zeit warten, ab und zu die Wanne bewegen und dann gut abtropfen lassen.

Der gleiche Arbeitsschritt wird beim Fixierer durchgeführt. Nach ca. 20 Sekunden ist das Fotopapier lichtfest und kann kurzzeitig bei Tageslicht angesehen werden. Es muss aber die restliche Fixierzeit weiter fixiert werden.

Im Anschluss kommt das Papier in die Wässerungswanne oder das Waschbecken. Dort muss es ausreichend gewässert werden. Bei fließendem Wasser sind das ca. 5 Minuten bei stehendem 20 Minuten. Bei stehendem Wasser muss zudem das Wasser regelmäßig erneuert werden.

5. Betrachten der Testreihe

Wurde alles richtig gemacht, so erhält man eine Testreihe auf der sehr gut abgestufte Belichtungsschritte zu erkennen sind. Dort sucht man sich den heraus, der am geeignetsten zu sein scheint und macht einen Testabzug mit der dazugehörigen Zeit.

Beispiel für eine Belichtungstestreihe. Je mehr Licht auf das Papier fällt, desto dunkler wird das Bild. Wird der Belichtungsstreifen zu schnell zu schwarz, so muss das Objektiv abgeblendet werden und/oder die Zeit für die einzelnen Schritte verkürzt werden. Wird der Streifen gar nicht oder nur wenig dunkler, so muss am Objektiv aufgeblendet werden und/oder die Belichtungszeit verlängert werden. Am besten lässt sich mit Belichtungszeiten zwischen 10 und 20 Sekunden arbeiten.

Beispiel für eine Belichtungstestreihe. Je mehr Licht auf das Papier fällt, desto dunkler wird das Bild.

Wird der Belichtungsstreifen zu schnell zu schwarz, so muss das Objektiv abgeblendet werden und/oder die Zeit für die einzelnen Schritte verkürzt werden.

Wird der Streifen gar nicht oder nur wenig dunkler, so muss am Objektiv aufgeblendet werden und/oder die Belichtungszeit verlängert werden.

Am besten lässt sich mit Belichtungszeiten zwischen 10 und 20 Sekunden arbeiten.

6. Anfertigen der Vergrößerung

Zum Anfertigen der Vergrößerung stellt man auf der Zeitschaltuhr die ermittelte Belichtungszeit (Schritt 3) ein. Das Papier wird bei Rotlicht, eingelegtem Rotfilter und eingeschalteten Dauerlicht des Vergrößerers auf die Arbeitsfläche gelegt und ausgerichtet. Sofern es plan liegt, würde ich auf die Glasscheibe verzichten, da sie wieder einen Staub- und Schmutzfaktor darstellt.

Dauerlicht aus – Rotfilter weg – eingestellte Zeit ablaufen lassen

Das Papier wie im Schritt 4 entwickeln, stoppen, fixieren und wässern.

Danach das Papier zum Trocknen auf die Leine hängen.

7. Beurteilen der Vergrößerung

Natürlich ist es eine Sache des eigenen Geschmacks und auch des Bildausdrucks, wann eine Vergrößerung richtig belichtet ist. Es gibt allerdings ein paar Hinweise, nach denen man sich richten kann.

Die wesentlichen Bildelemente sollen gut erkennbar sein (also nicht zu hell und nicht zu dunkel).

Im Normalfall sollten bei einem guten Bild sowohl richtige Schwärzen als auch brillant weiße Stellen vorhanden sein.

Nachsteuern kann man über die Veränderung der Belichtungszeit (länger=dunkler, kürzer=heller) oder über die Gradation.

8. Papiergradation

Papier ist nicht gleich Papier. Wie im richtigen Leben gibt es auch hier weichere und härtere Typen. Mit „weich“, „normal“ und „hart“ ist die Gradation gemeint und das meint wiederum „Kontrastumfang“. Weiche Papiere haben weiche Kontraste, sie stellen Grautöne sehr differenziert dar, können aber nicht das volle Spektrum von ganz weiß bis ganz schwarz wiedergeben. Je härter ein Papier ist, desto weniger Grautöne werden dargestellt. Im Extremfall besteht das Bild nur noch aus weißen und schwarzen Bildteilen. Weiches Papier hat die Gradation 0 bis 2, normales Papier hat die Gradation 3 und hartes Papier die Werte 4 bis 5.

Es gibt zwei unterschiedliche Papierarten.

  • Papier mit fester Gradation: Für jede Papierhärte ist eigenes Papier nötig. Dieses Papier wird fast nicht mehr verwendet.
  • Multigradepapier: Das selbe Papier reagiert in unterschiedlichen Gradationen. Dies wird durch die Farbe des Lichtes des Vergrößerer gesteuert. Je mehr Lila desto härter, je mehr Gelb, desto weicher reagiert das Papier. Um die Härte einzustellen bedarf es einen Vergrößerer mit Farbmischkopf oder Multigrade Filtern (z.B. von Ilford).

weich

Ein Abzug mit weichem Papier – Gradation 0

Ein Abzug mit normalem Papier - Gradation 3

Ein Abzug mit normalem Papier – Gradation 3

Ein Abzug mit hartem Papier - Gradation 5

Ein Abzug mit hartem Papier – Gradation 5

Zur Steuerung der Gradation lässt sich im Normalfall sagen: Liegt ein weiches Negativ vor (z.B. Nebelaufnahmen) wird man eher eine härtere Gradation einstellen. Ist das Negativ sehr hart (Mittagssonne) oder wird eine differenziertere Wiedergabe der Grautöne gewünscht, so wählt man eine weichere Gradation.

9. Anfertigen eines Kontaktbogens

Ein Kontaktbogen beinhaltet Ansichten aller Negative eines Filmes auf einem Fotopapier. Er stellt die beste Möglichkeit dar, um sich einen Überblick über die Bilder zu verschaffen.

Beim Kontaktbogen liegen die Negative direkt auf dem Fotopapier und werden mit einer Glasscheibe plan gehalten.

Beim Kontaktbogen liegen die Negative direkt auf dem Fotopapier und werden mit einer Glasscheibe plan gehalten.

Normalerweise nimmt man für „den Kontakt“ Papier der Größe 24×30. Die Negative werden in eine durchsichtige Negativhülle geschoben, in der sie auch abgeheftet werden. Die Arbeitsschritte sind im Prinzip die gleichen wie bei der Bildentwicklung. Nur werden die Negative nicht oben in den Vergrößerer eingelegt sondern liegen direkt auf dem Fotopapier, haben also ganz intensiven Kontakt.

Im Einzelnen:

  • Das Papier wird bei Rotlicht, eingelegtem Rotfilter und eingeschalteten Dauerlicht auf die Arbeitsfläche gelegt.

  • Den Vergrößerer so einstellen, dass das ganze Papier der Größe 24×30 belichtet wird.

  • Auf das Papier die Negative (mit der Hülle) legen.

  • Das Ganze mit der Glasscheibe bedecken, damit alles plan liegt.

  • Belichtungszeit ermitteln. Hier muss man natürlich nicht ein ganzes Papier der Größe 24×30 belichten. Es reicht ein kleines Papier oder ein Papierstreifen. Den Probestreifen entwickeln.

  • Die ermittelte Zeit einstellen und einen neuen Papierbogen (jetzt natürlich den großen Bogen) mit Glasscheibe belichten .

  • Den Bogen entwickeln und sich an den vielen kleinen schönen Bildchen erfreuen.

 

Auf dem fertigen Kontaktbogen sind alle Bilder als Miniaturfotos im Kleinbildformat zu erkennen.

Auf dem fertigen Kontaktbogen sind alle Bilder als Miniaturfotos im Kleinbildformat zu erkennen.

 

 

Ich wünsche viel Spaß und viel Erfolg beim Vergrößern !

Oliver Spalt

 

 


 

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Aug 18th, 2017 | By | Category: Anleitungen, Hardware, Labor und Experimente

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