GIMP 3 – Nachhaltige Bildung mit dem Open-Source-Photoshop
Ein Blick auf die neue Version aus medienpädagogischer Perspektive
Autor: Oliver Spalt – Erstveröffentlichung: 20.04.2025
GIMP zählt seit langem zu den verlässlichen Werkzeugen für kreative Bildbearbeitung. Mit der Veröffentlichung von GIMP 3.0 steht nun eine moderne, leistungsfähige Bildbearbeitungssoftware zur Verfügung, die nicht nur technisch überzeugt, sondern auch pädagogisch wertvolle Prinzipien verkörpert. Für viele Praktiker*innen der Medienpädagogik, Fotopädagogik und der Kulturellen Bildung ist das eine gute Nachricht.
Was ist GIMP?
GIMP ist ein kostenloses Bildbearbeitungsprogramm, das man sich wie eine freie Alternative zu Photoshop vorstellen kann. Es ist frei, offen, gemeinschaftlich entwickelt und plattformübergreifend verfügbar. Mit GIMP kann man Bilder zuschneiden, Farben anpassen, Texte einfügen oder kreative Collagen und Comics gestalten. GIMP wird von einer weltweiten Communitiy ohne kommerziellen Hintergrund entwickelt. Es funktioniert auf fast allen Computern – egal ob Windows, Mac oder Linux. GIMP ist komplett auf Deutsch verfügbar und braucht keine Anmeldung oder Internetverbindung.
Das Programm ist Open Source, das heißt: Der Quellcode ist öffentlich und darf von allen genutzt, verstanden und weiterentwickelt werden – für mehr digitale Selbstbestimmung. Die Software kann kostenlos unter www.gimp.org heruntergeladen werden und kann ohne urheberrechtliche Bedenken weitergegeben und installiert werden. Besonders in pädagogischen Einrichtungen ist dies praktisch, weil GIMP nichts kostet und jeder es legal zu Hause weiterverwenden kann. GIMP als Abkürzung steht für GNU Image Manipulation Program.
Was hat freie Software mit nachhaltigen Bildungsprojekten zu tun?
In der medienpädagogischen Arbeit stellt sich immer wieder die Frage: Welche Werkzeuge setzen wir ein, um Kreativität zu fördern, technische Kompetenzen zu vermitteln und gleichzeitig soziale Teilhabe zu ermöglichen? Folgende Überlegungen sprechen für den Einsatz von quelloffener, kostenlose Software wie GIMP in nachhaltigen Bildungsprojekten:
1. Zugänglichkeit für alle
Ob im Jugendzentrum, in der Schule oder im kreativen Workshop – nicht jedes Kind und nicht jede Familie verfügt über teure Software oder leistungsstarke Hardware. Freie Programme wie GIMP schaffen Chancengleichheit, weil sie auf jedem System installiert werden können – kostenlos und legal.
2. Nachhaltige Kompetenzvermittlung
Es ist pädagogisch sinnvoll, mit Werkzeugen zu arbeiten, die Teilnehmende auch nach dem Projekt weiter nutzen können. Wer GIMP in einem Workshop kennengelernt hat, kann zu Hause damit weiterarbeiten – ganz ohne Lizenzkosten. Das stärkt Selbstwirksamkeit und fördert nachhaltiges Lernen.
3. Digitale Mündigkeit durch Transparenz
Freie Software ist nicht nur kostenlos – sie ist auch offen einsehbar und veränderbar. Das mag für viele Teilnehmende zweitrangig sein, aber es trägt zu einer Kultur bei, in der Technik nicht nur „benutzt“, sondern verstanden werden kann. Und genau das ist ein Ziel moderner Medienbildung.
4. Unabhängigkeit von großen Konzernen
Freie Software wie GIMP wird gemeinschaftlich entwickelt – unabhängig von wirtschaftlichen Interessen globaler Tech-Konzerne. Pädagogische Arbeit wird so nicht Teil kommerzieller Kundenbindung oder Markenbildung. Das stärkt kritisches Denken gegenüber oligopolischen Softwarekonzernen wie Apple, Microsoft, Adobe, Google, Meta und anderen.
5. Datenschutzrechtliche Unbedenklichkeit und Selbstbestimmung
GIMP läuft lokal – ohne Registrierung, Cloud-Anbindung oder Datenweitergabe an Dritte. In medienpädagogischen Projekten lassen sich so datenschutzkonforme Lernumgebungen schaffen. Teilnehmende erleben in den Projekten, dass kreative digitale Arbeit auch ohne Überwachung und Tracking möglich ist.
6. Plattformunabhängigkeit
GIMP läuft auf Windows, macOS und Linux – ohne Einschränkungen in der Funktionalität. Das ermöglicht flexibles Arbeiten an schulischen PCs, privaten Laptops oder im offenen Labor. Teilnehmende können GIMP dort nutzen, wo sie möchten – unabhängig vom Betriebssystem.
Was bietet die GIMP version 3.0?
Nach langem Warten ist mit GIMP 3.0 nun eine technisch rundum erneuerte Version erschienen:
Modernisierte Benutzeroberfläche (GTK3): GIMP ist in der neuen Version besser nutzbar auf aktuellen Monitoren, übersichtlicher und flüssiger.
Deutlich verbesserte Performance: Im Vergleich zu Programmen wie Photoshop ist GIMP auch auf älterer Hardware nutzbar, was in vielen Bildungseinrichtungen essenziell ist.
Neue Möglichkeiten wie nicht-destruktive Bearbeitung: GIMP arbeitet ab der Version 3.0 mit nicht-destruktiven Ebenenfiltern. Dies gibt neue kreative Möglichkeiten.
Kompatiblere Plugin-Verwaltung: Zusätzliche Werkzeuge lassen sich einfacher einbinden und teilen.
Kontinuität zu GIMP 2.10: Erfreulich ist, dass sich die Oberfläche und die Bedienung im Wesentlichen nicht groß geändert haben. Wer mit GIMP 2.10 gut zurecht kommt, kann nahtlos mit GIMP 3.0 weiter arbeiten.
Für die medienpädagogische Arbeit bringt GIMP 3.0 nicht nur technische Neuerungen, sondern auch neue Möglichkeiten, kreative Prozesse zu begleiten. Die verbesserte Performance erlaubt flüssigeres Arbeiten auch in Gruppensettings. GIMP bleibt ein Werkzeug, das Kreativität fördert, kollaboratives Lernen ermöglicht und den bewussten Umgang mit Bildern schult – unabhängig von kommerziellen Interessen. Gerade in der heutigen Bildwelt ein nicht zu unterschätzender pädagogischer Wert.

Zwischen zwei Welten: Ein einfaches kunstvolles Projekt mit Doppelbelichtungen zum Thema Asyl, Flucht und Integration
GIMP Workshops auf www.fotopaed.de
Da sich GIMP 3 nicht wesentlich von GIMP 2.10 in der Bedienung unterscheidet, kann man die auf www.fotopaed.de erschienen GIMP Workshops eins zu eins umsetzen. Nach einer Einführung in das Programm zeige ich verschiedene Projektideen, die man in Bildungsprojekten umsetzen kann.
GIMP Workshop Teil 1 – Installation, Oberfläche und erste Schritte
GIMP Workshop Teil 2 – In wenigen Schritten zum optimierten Foto
GIMP Workshop Teil 3 – Weitere hilfreiche Funktionen zum Bearbeiten von Fotos
GIMP Workshop Teil 4 – Porträt-Fotos mit GIMP retuschieren
GIMP Workshop Teil 5 – Fabelwesen erschaffen
GIMP Workshop Teil 6 – Schwebebilder mit GIMP erstellen
Alle Workshops sind ebenfalls unter der Open-Source-Lizenz CC BY-SA (Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen ) veröffentlicht. Sie dürfen also unter der Angabe „Quelle: Oliver Spalt, www.fotopaed.de – licence CC BY“ jederzeit weiterverbreitet und auch in Bildungsprojekten verwendet werden.
Weitere Informationen zu Gestaltung von nachhaltigen Bildungsprojekten finden sich im Beitrag
„Pädagogische Konzepte in der Fotopädagogik“ des Autors Oliver Spalt im Buch „Fotopädagogik in der Sozialen Arbeit“ von Martin Geisler, Johannes Rück (Herausgeber), Juventa Verlag 2024, Seite 113 ff
Buchtipp: Fotopädagogik in der Sozialen Arbeit – Martin Geisler, Johannes Rück (Hrsg.)