Emulsionslift – künstlerisches Gestalten von Fotos aus der Sofortbildkamera oder dem Fotodrucker
Artikel und Fotos von Ralf Bräutigam
Farbbilder auf Papier oder Holz mit einem wunderschön zerbrechlichen Flair. Aus Fotos werden so neue, kleine Kunstwerke, die faszinieren und Aufmerksamkeit erregen. Diese besondere Technik der kreativen Präsentation wird Emulsionslift oder Thermosublimationslift genannt. Sie lässt sich mit ein paar einfachen Schritten selbst herstellen. Im Folgenden werden zwei einfache Verfahren der Bildübertragung vorgestellt.
Emulsionslift mit Sofortbildfotos
Als Grundlage benötigt man dazu Fotos aus der Sofortbildkamera. Es gibt inzwischen wieder Filmpacks für die klassischen Polaroidkameras und Fuji bietet mit seinen Instax Produkten eine komplette Serie mit Kameras und verschiedenen Bildformaten an.
Die Technik ist schnell erklärt. Man schneidet beim Sofortbild auf allen Seiten den Rahmen ab und legt das Foto in warmes Wasser. Nach einer Weile lässt sich die belichtete Emulsionsschicht vom Trägerpapier lösen und man kann sie dann auf ein anders Medium übertragen. Für gewöhnlich nimmt man hier ein hochwertiges Aquarell- oder Büttenpapier. Diese Emulsionsschicht ist sehr empfindlich und kann schnell reißen, aber sie läßt sich nun mit Hilfe eines Pinsels sehr schön drapieren solange sie feucht ist.
Thermosublimationslift mit gedruckten Fotos
Was aber, wenn man keine Sofortbildkamera sein eigen nennt, oder die teuren Bilder nicht zerschneiden möchte?
Der Prozess funktioniert tatsächlich fast genauso mit Fotos aus einem Fotodrucker, wie beispielsweise dem Selphy von Canon. Diese kleinen Drucker sind Thermosublimationsdrucker. Das bedeutet, dass sie keine Tinte oder Toner verwenden, sondern das Foto aus drei verschieden farbigen Folien aufbauen und auf das Trägerpapier schmelzen.
Diese Folie lässt sich in warmem Wasser ablösen, ganz genau wie beim normalen Lift. Die weiteren Schritte unterscheiden sich dann ein wenig.
Die abgelöste Folie wird vorsichtig auf eine Glasplatte geschoben und dort so drapiert, wie sie auf dem neuen Medium aussehen soll.
Weil die Folie sehr viel stabiler ist als die Sofortbildemulsion, müssen Falten und Risse aktiv gemacht werden. Sie passieren nicht einfach von selbst, wie bei der klassischen Technik. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Folie auf das neue Trägerpapier aufgeklebt werden muss.
Tut man das nicht, wird das Foto nach dem Trocknen schnell spröde und platzt ab. Das Aufkleben gelingt gut mit Sprühkleber (Praxistipp: den überschüssigen Kleber um das Bild herum schon auf der Glasplatte abwischen).
Abschließend wird noch das Foto auf das neue Papier übertragen und mit einem Küchentuch trocken getupft.
Der Dokumentarfilmer und Kulturpädagoge mit Schwerpunkt Fotografie Ralf Bräutigam ist für seine interessanten Projekte und faszinierenden Experimente rund um Fotografie und Film bekannt. Mehr zu seiner Arbeit unter https://morado.info/