Buchtipp: „Licht, Raum und Zeit“ von David duChemin

Anregende philosophische Essays über das Fotografieren

„Licht, Raum und Zeit“ von David duChemin ist ein inspirierendes Werk, das gekonnt dazu einlädt, das eigene Fotografieren neu zu betrachten. Das Buch ermutigt die Leser*innen, ihren eigenen Stil zu entwickeln und sich von den gängigen Normen und Erwartungen zu lösen. DuChemin gelingt es, in seinen Essays eine tiefgehende Reflexion über die Kunst der Fotografie und den kreativen Prozess zu bieten. Er lädt die Leser*innen dazu ein, ihn bei seiner Art des Fotografierens zu begleiten.

 

Licht, Raum und Zeit
Essays über Fotografie und Kreativität
duChemin, David
222 Seiten, gebunden
dpunkt Verlag GmbH

 

Der Aufbau des Buches ist für ein Fachbuch eher ungewöhnlich. Anstelle von fachlichen Erklärungen zu technischen Grundlagen werden in einzelnen Essays verschiedene Facetten dargestellt, die der Leser*in helfen, die eigene fotografische Haltung zu reflektieren. Beispielsweise zu „Lob des Glücks“, „Kunst und Kunstfertigkeit“, „Macht der Möglichkeiten von Einschränkungen“ oder „Talent oder Können?“

David duChemin teilt dazu seine persönlichen Erfahrungen und Einsichten. Diese sind nicht nur motivierend, sie regen auch dazu an, die eigene Kreativität zu hinterfragen und weiter zu entwickeln. Bemerkenswert ist, dass der Autor viel darüber erzählt, wie er seinen eigenen Stil entwickelt hat. Indem er etwa von seinen eigenen Zweifeln und Misserfolgen berichtet, macht er Mut, nicht zu schnell aufzugeben und die Reise in die eigene Kreativität fortzusetzen.

In beinahe jedem Beitrag ermöglicht er eine neue Perspektive. Indem er etwa ermutigt, so oft wie möglich auf den Auslöser zu drücken und die vermeintlich misslungenen Fotos als Skizzenbuch zu sehen, das die Entstehung des „gelungenen“ Fotos erst ermöglicht. Solche wertvollen Tipps und Denkanregungen gibt es zu vielen Facetten des Fotografierens. Interessant ist auch der Aspekt, dass Glück dazu gehört, rechtzeitig am Schnittpunkt von Licht, Raum und Zeit zu sein und ihn auch wahrzunehmen. Je intensiver am Skizzenbuch gearbeitet wird, desto höher ist die Chance, dieses Glück zu haben.

David duChemin findet schöne Metaphern, die das Thema der einzelnen Beiträge wunderbar illustrieren. So wird der Essay „Die Leerstelle in uns“ mit folgendem ganzseitigen Zitat eingeleitet: „Wenn Menschen „kreativ werden“ wollen, wird viel darüber geredet, über den Tellerrand hinauszuschauen, aber wahres kreatives Denken definiert sich darüber, was auf dem Teller passiert.“

Das Buch ist reich mit Tier- und Naturfotografien bebildert. Das Besondere ist, dass diese Bilder nicht kommentiert oder erklärt werden. Nach dem Lesen der einzelnen Essays blättert man immer wieder durch das Buch und betrachtet die Fotos unter einem neuen Aspekt.

„Licht, Raum und Zeit“ ist ein wertvolles Buch für alle, die ihren individuellen fotografischen Ausdruck finden möchten. Die Leser*innen werden durch eine wunderbare Mischung aus praktischen Ratschlägen und philosophischen Überlegungen angeregt, die eigene Kreativität weiter zu entwickeln. Für diejenigen, die an ihrer kreativen Ader zweifeln, wird das Buch ein Heilmittel sein.

 

 

Rezension von Ralf Bräutigam – Erscheinungsdatum: 05.12.2024

Dez 5th, 2024 | By | Category: Anregende Fotograf*innen

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