Fotos als Mittel zur individuellen Förderung
Autor: Oliver Spalt
Fotografie eignet sich nicht nur als pädagogisches Medium in der Gruppenarbeit, sie kann auch in der individuellen Förderung, in Einzelfallhilfe und in Therapie in großem Maße zur Förderung und Stärkung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen beitragen.
Fotografie als Mittel zur Erweiterung der eigenen Kompetenzen und zur Ich-Stärkung
Die Fotografie erlaubt es Menschen, ohne größeren Aufwand Bilder zu „schaffen”. Sie treten dabei in einen künstlerischen Prozess, dessen kreatives Endergebnis ein eigenes Kunstwerk ist.
Gerade Kinder und Jugendliche können ihre Kompetenzen und Fertigkeiten durch die Fotografie erweitern. Sie gehen unverkrampft an die technischen Geräte und Prozesse heran und begreifen oft schneller als Erwachsene relativ komplexe Zusammenhänge und Abläufe. Indem sie lernen, wie man eine Kamera bedient, wie man ausdrucksstarke Fotos macht und in der Dunkelkammer weiterverarbeitet, verstärkt sich bei ihnen das Gefühl, etwas Besonderes geleistet zu haben. Dies führt zu einer Bestätigung des eigenen Selbst. Findet das Kunstwerk auch noch dementsprechend Anerkennung, wird der Selbstwert zusätzlich gestärkt.
Fotografie als persönliches Ausdrucksmittel
Sehr oft fühlen sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene von ihrer Umwelt nicht oder nur unzureichend verstanden. Sichtweisen und Wertvorstellungen der Menschen sind unterschiedlich und manchen fällt es schwer, sich hier sprachlich adäquat auszudrücken. Fotografie kann hier eine nonverbale Brücke zwischen unterschiedlichen Lebenswelten sein.
Wer etwa Kinder oder auch geistig Behinderte Menschen fragt, was sie fotografieren wollen, wird erfahren, dass sich deren Wahrnehmung der Welt stark von unserer unterscheidet. Wer ihnen eine einfache Kamera gibt und sie fotografieren lässt, für den werden sich durch diese andere Sichtweisen ganz neue Einblicke und Perspektiven eröffnen.
Fotografie als Hilfe zur Selbstreflexion und zur Identitätsfindung
Wie Fotografie der Selbstreflexion und der Identitätsfindung dient, wurde unter Porträtfotografie bereits erläutert. Des weiteren dokumentieren Fotos die eigene Lebensgeschichte, die Geschichte der Vorfahren und anderer wertvoller Menschen und Objekte. Sich mit diesen Bildern bewusst auseinander setzen heißt auch, die eigene Geschichte und Veränderungen der eigenen Person verstehen und annehmen lernen.
Fotografie als therapeutisches Mittel
All die oben genannten Aspekte der Fotografie können in Einzelfallhilfe und therapeutischer Arbeit gezielt von dem / der PädagogIn eingesetzt werden, um Kinder, Jugendliche oder Erwachsene individuell zu fördern. Die Arbeit mit der Fotografie eröffnet eine andere Ebene des Kontaktes und der Beschäftigung mit dem eigenen Selbst. Dadurch wird Fotografie zu einem wichtigen therapeutischen Medium. Wird es als solches eingesetzt, so ist allerdings die Rückkoppelung mit einem Therapeuten unabdingbar.