Die begehbare Sofortbildkamera als pädagogische Fotoaufgabe für Gruppen

Ein Beitrag von Oliver Spalt

Im Allgemeinen wird Fotografie eher als Einzelbeschäftigung gesehen. Fotografie lässt sich aber auch sehr gut nutzen, um gruppenpädagogische Ziele zu erreichen. Im Folgenden wird eine erlebnispädagogische Fotoaufgabe für die Stärkung von Gruppen vorgestellt.

Wenn eine Gruppe schon ein wenig Erfahrung mit Lochkamerafotografie hat (wie das geht und was man als Material dazu benötigt, wird in dem hier verlinkten Artikel erklärt), kann man dieses Wissen nutzen, um eine ganz besondere Gruppenchallenge anzuregen: Den Bau einer großen begehbaren Sofortbildkamera. Bei dieser Interaktionsübung wird nicht nur das erworbene Wissen reflektiert und erweitert. Sie eignet sich ganz besonders dazu, den Zusammenhalt und die Koordinationsfähigkeit der Gruppe zu stärken.  Ideal dafür sind Gruppen in der Größe von 6 bis 15 Teilnehmer*innen.

Das Zimmer muss in eine „Dunkelkammer-Kamera“ umgebaut werden.

Die Aufgabe:

Ihr müsst als Gruppe ein Zimmer in einen großen begehbaren Fotoapparat umbauen. Mit diesem Apparat macht ihr zwei Fotos und fotografiert jeweils die Hälfte der Gruppenmitglieder.  Zum Schluss sollen aus der Tür des Raumes die fertigen Positive herausgeschoben werden. Dafür habt ihr 3,5 Stunden Zeit.

Wenn der Raum abgedunkelt ist, kann sich die erste Teilgruppe außen aufstellen.

Das Material:

  • Verdunkelungsmaterial wie Pappkartons oder dunkle Folie, um die Fenster abzudunkeln
  • Schwarzes Tape
  • Pappe
  • eine Lupe als Linse
  • eine Stellwand oder ein großer Karton, um das Fotopapier zu befestigen
  • Schere
  • Akkuschrauber mit Bohrern
  • Din A4 Papier
  • Schwarzweiss Fotopapier
  • Entwicklungschemie und Wannen
  • 1 Rotlicht für Schwarzweisslabors
  • 1 Schreibtischlampe oder ein Vergrößerungsgerät
  • im Raum sollten zwei bis drei Tische stehen.

 

Das Bild wird durch das Loch in den Raum projiziert. Die Lupe hilft, ein scharfes Ergebnis zu erhalten.

Der Ablauf:

Nachdem die Aufgabe verkündet wurde, sollte sich die Gruppe so weit es geht alleine koordinieren. Sie wird sich für einen Raum entscheiden müssen und diesen verdunkeln. Sie wird dort ein kleines schwarzweiß-Labor einrichten.

An einer Stelle wird die Gruppe ein Loch in der Verdunkelung lassen und darauf die Linse befestigen. Sie wird sich überlegen, wo genau sich die zu fotografierende Gruppe platzieren muss und dann mit dem A4-Papier in der Kamera fokussieren, indem sie den Abstand des Papiers zur Lupe bestimmt. Dann wird sie dort die Stellwand oder den großen Karton so aufbauen, dass an dieser Stelle das echte Fotopapier befestigt wird.

Das Papier wird an einer Stellwand oder einem Gegenstand so befestigt, dass es während der Belichtung absolut ruhig hängt.

Wenn klar ist, wie der Verschluss zugehalten und geöffnet wird, wird es eine oder mehrere Probebelichtungen geben, um herauszufinden, wie lang das Negativ belichtet wird. Jede dieser Probebilder wird in der Chemie entwickelt. Steht die tatsächliche Belichtungszeit fest, wird das erste Gruppenporträt fotografiert. Die Gruppe entwickelt in der Zimmerkamera dieses erste Negativ und stellt mittels Kontaktkopie ein Positiv her. Dies wird zur Tür herausgeschoben.

Zuerst wird das Negativ entwickelt, dann wird eine Kontaktkopie ausbelichtet und dann das Positiv entwickelt.

 

Dann wird gewechselt. Die Kameragruppe geht hinaus und wird ebenso fotografiert. Auch dieses Positiv wird zur Tür herausgeschoben und die Aufgabe ist erfüllt.

Wenn die Gruppe das will, kann sie noch für jedes Gruppenmitglied ein Positiv herstellen.

Die Gruppenleiter*innen beobachten den Prozess, halten sich aber so weit es geht heraus.

Das fertige „Sofortbildfoto“ wird durch die Tür geschoben. Die Challenge ist erfüllt!

 

Die Auswertung:

Die Gruppe hat etwas wirklich besonders erreicht. Wer hätte schon gedacht, dass man aus einem Zimmer eine Kamera bauen und mit dieser sogar fotografieren kann?

Pädagogische Auswertungsfragen könnten sein:

  • Wie ist es euch gelungen, diese Aufgabe zu meistern?
  • Wer hat was dazu beigetragen? Welche Fähigkeiten der Teilnehmenden waren gefragt, um dies zu lösen?
  • Welche Fähigkeiten hat die Gruppe gezeigt? Wie hat sie sich koordiniert? Wie ist sie mit Schwierigkeiten umgegangen? Was hat sie durch diese Challenge gelernt?
  • Wie könnte die Gruppe diese Erfahrungen für zukünftige Situationen nutzen?

 

Text und Fotos von Oliver Spalt
Die Lochkamerafotos entstanden im Rahmen einer fotopädagogischen Fortbildung und wurden von der Gruppe gemacht.

 


 

 

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Nov. 27th, 2018 | By | Category: Beispiele für Fotoprojekte

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